"Eine Aufgabe und kein Job"
BIRSTEIN (an). Im Jahr 1995, vor 20 Jahren also, hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Sozialstation der Gemeinde Birstein übernommen.
Der ambulante Pflegedienst des DRK in Birstein beschäftigt inzwischen sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im gesamten Gemeindegebiet 50 pflegebedürftige Menschen in der häuslichen, vertrauten Umgebung betreut. Das war dem Vorsitzenden der DRK-Ortsvereinigung, Heiner Kauck, am Mittwoch eine Feierstunde wert.
Man müsse immer wieder Zeit finden, in der man eine Rückschau und einen Ausblick hält und Dank sagt, so Kauck. Die Sozialstation sei keine Erfindung des DRK. Vielmehr habe sie das Rote Kreuz von der Gemeinde übernommen. Auch in Wächtersbach, Bad Orb, Biebergemünd und Gründau gebe es ambulante Pflegedienste des DRK. "Wir sind glücklich, dass wir mit diesen Pflegestationen Menschen helfen können", so der Vorsitzende. Das werde beim DRK noch durch ehrenamtliche Dienste, wie etwa den Besuchsdienst, ergänzt. "Es ist uns bisher immer wieder gelungen, alle Aufgaben zu erfüllen. Wir sind eine Organisation, die lebt."
Die Pflegedienstleitung des DRK-Kreisverbandes, Gaby Grimm, lobte, dass dank der häuslichen Pflege die Menschen so lange wie möglich in ihrer häuslichen Umgebung bleiben könnten. "Der pflegebedürftige Mensch mit seinen Bezugspersonen steht im Mittelpunkt", schilderte sie. 1995 sei die Pflegeversicherung eingeführt worden, seitdem habe es viele Reformen gegeben. Erst am 23. November habe der Bundestag das zweite Pflegestärkungsgesetz beschlossen. Das bedeute, dass es ab 2016 fünf Pflegegrade statt wie bisher drei Pflegestufen gibt, Demenzkranke würden ebenfalls eingeschlossen, und es bringe auch eine Entbürokratisierung der Dokumentationspflicht mit sich. "Wir verstehen Pflege als Aufgaben und nicht als Job", sagte Grimm.
Die Kreisbeigeordnete Sigrid Schindler überbrachte die Grüße des Landrats und der Kreisgremien, in deren Namen sie auch einen Scheck überreichte. Die Sozialstationen seien damals durch ein Gesetz aufgelöst worden. Früher seien die Menschen zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt worden, doch das habe sich geändert. An ihre Stelle seien die "Schwestern vom Roten Kreuz" getreten, die immer wieder gelobt würden. Birsteins Bürgermeister Wolfgang Gottlieb erinnerte daran, dass die Gemeinde den ambulanten Pflegedienst selbst mit ins Leben gerufen habe. Damals habe sich auch Heiner Kauck dafür eingesetzt, dass es weitergeht. Das sei "der richtige Schritt" gewesen, den man machen konnte. "Sie bauen ein Vertrauensverhältnis zu den Menschen auf", lobte der Rathauschef. Und es gebe auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen dem DRK und der Gemeinde. Gottlieb hatte ebenfalls einen Scheck mitgebracht. Brachttals Bürgermeister Christoph Stürz dankte und lobte ebenfalls. Die DRK-Ortsvereinigung Vogelsberg sei ja auch mit einem Stützpunkt in Udenhain vertreten. Das Rote Kreuz werde gebraucht und sei "eine gut gelungene Mischung aus Hauptamt und Ehrenamt". Die Sozialstation bedeute auch soziale Begleitung, die Mitarbeiter würden sich auch Zeit für ein Gespräch nehmen. "Sie geben den Leuten Nähe, Wärme und Vertrauen", lobte Stürz. "Bei Ihnen ist der Beruf eine Berufung." Weitere Grußworte kamen vom Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Lothar Ganß, vom DRK-Kreisgeschäftsführer Michael Kronberg und von Liane Müller von der VdK-Ortsgruppe Birstein.