Kronberg: Den Katastrophenschutz nicht nur als Kostenfaktor sehen
Geschäftsführer des DRK Gelnhausen äußert sich zum Einsatz in Flüchtlingsunterkünften
Main-Kinzig-Kreis. Die Hilfsorganisationen und ihre Mitglieder leisten bei der Aufnahme von Asylbewerbern eine unverzichtbare Arbeit. Über die Tätigkeit an der Basis, Herausforderungen in Erstaufnahmelagern und Gemeinschaftsunterkünften sowie über die Forderungen an die Politik sprach GNZ-Redakteur Armin Wagner mit Michael Kronberg, dem Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes in Gelnhausen.
Das DRK leistet bei der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen im Main-Kinzig-Kreis Basisarbeit. Der Einsatz war besonders in der Erstaufnahmeeinrichtung in Hanau gefragt. Welche Eindrücke haben die Mitarbeiter vor Ort mitgenommen?
Die ehrenamtlichen Helfer haben eine tolle Arbeit geleistet, wir sind sehr stolz, dass alles so reibungslos und professionell abgearbeitet wurde. Die Helfer haben die ihnen anvertrauten Menschen mit viel Respekt und Empathie behandelt und betreut. Auch den Helfern ist ein hohes Maß an Dankbarkeit entgegengebracht worden. Das Zeichen des Roten Kreuzes, welches mit seiner Schwesterorganisation, dem Roten Halbmond, allen Flüchtlingen bekannt ist, hat natürlich einen hohen Vertrauensvorschuss mit sich gebracht und manchen anfänglichen Bedenken entgegengewirkt.
Der Einsatz insgesamt hat den ehrenamtlichen Helfern des DRK gezeigt, dass ihre ständigen Übungen und das Bereithalten von Materialien in Zeiten ohne Einsätze sinnvoll sind. Der Einsatz ist ja als Katastrophenschutzeinsatz erfolgt, wo klare Regeln zu befolgen sind. In Zeiten ohne Einsätze wird das manchmal kritisch hinterfragt. Es hat sich aber gezeigt, dass es notwendig ist, sich an diese Vorgaben und Regelungen zu halten.
Wie viele Haupt- und Ehrenamtliche sind in der Flüchtlingshilfe im Einsatz? Und: Ist die personelle Ausstattung ausreichend?
Wir hatten insgesamt 185 ehrenamtliche Helfer im Einsatz. Manche Helfer waren jeden Tag vor Ort, andere nur zu einem Dienst. Insgesamt kamen für diesen Einsatz über 7 000 Stunden ehrenamtliche Arbeit zusammen – alleine für das DRK Gelnhausen. Die Einteilung zu den einzelnen Diensten wurde in einem Führungs- und Lagezentrum durch die Kreisbereitschaftsleiterin Katrin Teichmann und weitere Helfer vorgenommen. Auch dieser tägliche Dienst wurde rein ehrenamtlich erbracht. An hauptamtlichen Mitarbeitern waren etwa 15 vor Ort, diese wurden durch uns freigestellt. Weitere hauptamtliche Mitarbeiter des DRK haben eher vor- und nachbereitet. Wir konnten diesen Einsatz – auch in Zusammenarbeit mit den anderen Organisationen – gut bewältigen.
Wie ist denn die Stimmungslage bei den Helfern? Fühlen sie sich allein gelassen?
Nein, das kann man nicht feststellen. Die Helfer konnten zeigen, was sie können. Wir haben die Helfer für den 24. November zu einem Treffen mit Imbiss eingeladen, um uns zu bedanken. Das wurde sehr positiv aufgenommen.
Worin besteht die größte Herausforderung bei der Aufnahme und Betreuung der Menschen?
Es ist wichtig, den Menschen Möglichkeiten zu geben, sich zu beteiligen. So hatten wir zum Beispiel das Problem, dass die Menschen gerne bei der Zubereitung der Mahlzeiten geholfen hätten. Die Hygienevorschriften lassen das aber nicht zu. Grundsätzlich ist es schwierig, geeignete Immobilien zu finden. Das ist aber Aufgabe des Amtes.
Woran fehlt es in der täglichen Arbeit?
Wie gesagt: an Möglichkeiten zur Beschäftigung und an Klarheit, wie es weitergeht: Wann ist die Untersuchung? Wann ist das Interview? Kann ich bleiben oder werde ich abgeschoben? Die Ungewissheit ist nicht gut für die Menschen.
Welche Entscheidungen wünschen die Helfer sich von Bund und Land?
Das DRK bekennt sich zur politischen Neutralität. Wir helfen Menschen in Not und geben keine politischen Erklärungen ab. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn der Katastrophenschutz in der Politik wieder mehr Beachtung bekommen würde. Solange nichts passiert, wird der Katastrophenschutz nur als Kostenfaktor gesehen. Wenn er aber zum Einsatz kommt, muss alles klappen. Wir als DRK Gelnhausen finanzieren den Katastrophenschutz, das Ehrenamt und die Sozialarbeit jährlich mit einem sechsstelligen Betrag, den uns unsere Mitglieder und Spender anvertrauen. Es wäre schön, wenn Bund und Land hier wieder mehr unterstützen würden, wie es auf Ebene des Kreises zum Beispiel der Fall ist.
In der Gemeinschaftsunterkunft in Gelnhausen übernimmt das DRK die Betreuung der Flüchtlinge. Wie weit sind die vorbereitenden Arbeiten fortgeschritten?
Die Stadt Gelnhausen hat uns beauftragt, die sozialpädagogische Betreuung der Flüchtlinge zu übernehmen. Seit 1. November ist die Stelle mit einer Diplom-Sozialpädagogin besetzt. Ihr Büro befindet sich direkt in der Gemeinschaftsunterkunft. Wir bieten den Menschen die Möglichkeit, sich durch unsere Mitarbeiterin in allen Fragen beraten und begleiten zu lassen. Oft sind es Kleinigkeiten, die schnell gelöst werden können. In der Regel vermitteln wir aber an die zuständigen Stellen, vereinbaren Termine und knüpfen Kontakte. Darüber hinaus koordiniert unsere Mitarbeiterin die ehrenamtlichen Angebote von Bürgerinnen und Bürgern in der Gemeinschaftsunterkunft