Qualifikation statt niedriger Löhne
DRK Gelnhausen beteiligt sich an Projekt des Main-Kinzig-Kreises “Alternativen zur illegalen Pflege - Sternfahrt der Ambulanten Dienste"
Informationsveranstaltung der Pflegedienste des Kreises auf dem Obermarkt über illegal beschäftigtes Pflegepersonal
Gestern wiesen die Pflegekräftevereinigungen des Main-Kinzig-Kreises in einer Infoveranstaltung auf dem Obermarkt auf die illegale Beschäftigung vor allem osteuropäischer Personen als Pflegekräfte in Deutschland hin. Diese Praxis bedeute neben dem Verlust an Arbeitsplätzen in den offiziellen Pflegebetrieben auch gesundheitliche Schäden bei den zu Pflegenden, denn häufig fehle es den „Illegalen“ an Sachkunde.
Es seien teilweise Strukturen, wie beim Menschenhandel für die Prostitution. Nur würden hier illegale Pflegkräfte „verschachert“, die für scheinbar wenig Geld den Pflegebedürftigen zur Verfügung stünden. Die Folgen seien gravierend und schlügen sich letztlich in erhöhten Krankenkosten nieder.
Nach einer Sternfahrt trafen sich die offiziell gemeldeten Pflegedienstleister auf dem Obermarkt in Gelnhausen, um auf diesen Umstand durch illegal beschäftigte Pflegekräfte hinzuweisen. Die Initiative stand unter der Schirmherrschaft des Kreisbeigeordneten André Kavai, der als Vertretung die Kreisbeigeordnete Rita Hoffmann nach Gelnhausen schickte.
Auch Bürgermeister Jürgen Michaelis besuchte den Infostand der Pflegedienste und bedankte sich bei den Pflegerinnen und Pflegern „für die großartige Leitung, die sie täglich erbringen“.
Vermeintlich niedrigere Pflegekosten, würden häufig als Argument für die Beschäftigung dieser „Illegalen“ genannt. Dies schein nach Aussage vom DRK-Geschäftsführer Michael Kronberg aber ein großes Missverständnis zu sein, denn hierbei bleibe häufig unberücksichtigt, dass nur bei der Beauftragung eines offiziell gemeldeten Pflegedienstes der Anspruch auf eine staatliche Bezuschussung bestehe. „Das ist nicht wenig und vor allen Dingen wäre nur diese Pflege dann auch wirklich fachgerecht und legal“, so Kronberg.
In anderen Ländern sei das von den „Illegalen“ vertretende Pflegeniveau weit niedriger angesiedelt, als in Deutschland, mit weitreichenden Folgen für die zu Pflegenden. Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Manko sei, dass durch den Wegfall von typischen Pflegefällen, Personal in den offiziellen Pflegediensten entlassen werden müsste. Jürgen Heel vom Bad Orber „Senioren Domizil“ dazu: „Üblicherweise haben wir sieben Auszubildende in unseren beiden Betrieben, jetzt können wir leider nur och zwei ausbilden“.
Für die Illegalen gibt es eine Ausstiegsmöglichkeit. Unter 06051/8514954 oder aufdersicherenseite[at]mkk[dot]de gibt es Ansprechpartner, die helfen können, sich aus diesen „Mafia-Strukturen“ zu befreien, um anschließend einer legalen Beschäftigung in einem Pflegeberuf oder als Haushaltshilfe nachzugehen, dann aber legal und sozialversichert. Denn die rechtlichen Folgen seien nicht unerheblich. Bei der Beschäftigung einer osteuropäischen Kraft ohne erforderlichen Aufenthaltstitel oder Arbeitsgenehmigung müsse mit einer Freiheitsstrafe oder Geldstrafe von bis zu 500.000,00 Euro gerechnet werden. Beim Nichtabführen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen drohen Freiheitsstrafen oder Geldstrafen.
Im Anschluss an die Informationsveranstaltung auf dem Obermarkt fuhr der aus 30 Pflegefahrzeugen bestehende Korso dann nach Schlüchtern auf den Marktplatz, um auch hier auf das Problem hinzuweisen.
Text: Gelnhäuser Tageblatt
Fotos: DRK