„Hilfe wird benötigt, solange Menschen existieren“ Unser DRK-Kreisverband feierte sein 145-jähriges Bestehen mit einem Festakt in der Stadthalle
Musikalisch wurde der Abend vom DRK-Musik- und Showcorps Birstein eröffnet. Mit Songs wie „Can you feel the love tonight“, originell vorgetragen mit Trompete und Schlagzeug, begann ein unterhaltsames, aber auch tiefgründiges Abendprogramm.
Gestern Abend: DRK-Kreisverband feiert 145-jähriges Bestehen mit Festakt in der Stadthalle – Henry-Dunant-Plakette für Kauck und Köhler
GELNHAUSEN (jkm). Einen großen Festakt hatte das Deutsche Rote Kreuz Gelnhausen vorbereitet: Am gestrigen Abend feierte der Kreisverband in der Stadthalle sein 145-jähri-ges Bestehen mit Musik, Theater und viel Lob für die haupt- und ehrenamtlichen Helfer .
Musikalisch wurde der Abend vom DRK-Musik- und Showcorps Birstein eröffnet. Mit Songs wie „Can you feel the love tonight“, originell vorgetragen mit Trompete und Schlagzeug, begann ein unterhaltsames, aber auch tiefgründiges Abendprogramm. „Endlich haben wir Klarheit über das genaue Gründungsjahr: Zu verdanken haben wir das den unermüdlichen Nachforschungen des Historikers Erhard Bus. Er ist sozusagen die männliche Hebamme unseres Kreisverbandes“, scherzte der DRK-Kreisverbands-Vorsitzende Heiner Kauck.
Bus verfasste eine Chronik über den Kreisverband, „diese hat immerhin 200 Seitenund ist ein Zeugnis für unsere traditionsreiche Vereinstätigkeit.“ Für Kauck sind vor allem die Worte wichtig, mit denen die Chronik beginnt: „Lasset uns Gutes tun und nicht müde werden.“ Nach diesem Prinzip arbeiteten die vielen Mitglieder des DRK.
Kauck sprach kurz die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes und besonders die des Kreisverbandes an: „1863 wurde das Deutsche Rote Kreuz von Henry Dunant in Genf gegründet.“ Das geschah zunächst nur als private Institution, relativ schnell griff das Rote Kreuz aber auch auf die umliegenden Staaten über .Im Deutschen Reich kam das Rote Kreuz zunächst in Preußen an, als Gelnhausen an Preußen fiel, bildete sich auch schnell ein Gelnhäuser Kreisverband.
„Die Ziele des DRK waren zunächst die Versorgung von Kriegsversehrten, später aber auch der zivilen Bevölkerung.“ In den kommenden Jahrzehnten habe es immer wieder Höhen und Tiefen gegeben, „ein Tiefpunkt war die Zeit der Nationalsozialismus, als sich die Mitglieder des Kreisverbandes in Lazaretten und an der Front um Kriegsversehrte kümmern mussten.“1946 wurde der Verein dann neu gegründet und spezialisierte sich in den kommenden Jahren auf die Hilfe der Bevölkerung im kriegsgebeutelten Deutschland. „1956 konnten wir 545 aktive Mitglieder und 863 fördernde Mitglieder verzeichnen, heute sehen die Mitgliederzahlen ähnlich aus, fördernde Mitglieder haben wir aber derzeit über 7000“, freute sich Kauck. Mit dem Geld der fördernden Mitglieder schaffe man zum Beispiel regelmäßig neue Fahrzeuge an. „Damals war der Kreisverband Gelnhausen noch relativ klein, wir hatten 1957 gerade mal fünf Tragen, zehn Decken, einen Verbandskasten und 200 Mark.“ In den 60er Jahren bekam der DRK mit dem Hessischen Notfallplan modernste Ausrüstung und unter Alt-Bürgermeister Jürgen Michaelis auch das erste Haus des Deutschen Roten Kreuzes in Gelnhausen. Heute ist der Kreisverband modern ausgerüstet und betreut viele Bereiche vom Krankentransport bis zum ambulanten Pflegedienst. „Ich bin seit 1957 Mitglied des Kreisverbandes. Wir haben viele sorgen volle Zeiten überstanden, aber es überwiegen die Freude und auch meine Vorfreudeauf die noch kommenden Jahre.“„
Aus dem Leben des Henry Dunant“ hieß das Theaterstück, das das Jugendrotkreuz Niedermittlau im Anschluss vorführte. Die Jugendlichen und ihre Betreuer hatten sich im Vorfeld viel Mühe gegeben, die Bühne anschaulich zu gestalten und man merkte den Eifer der kleinen Protagonisten, die in zeitgemäßen Kostümen die Gründungsgeschichte des Deutschen Roten Kreuzes nacherzählten. Gründer Henry Dunant kam damals zufällig an den Schauplatz einer Schlacht zwischen Franzosen und Österreichern. Er sah die vielen Verletzten und versorgte sie, ganz gleich, welche Uniformen sie trugen. Mit dieser Versorgung Verwundeter über Ländergrenzen hinweg setzte er den Grundstein für den Kerngedanken des Deutschen Roten Kreuzes, nämlich denen zu helfen, die Hilfe benötigen, ganz gleich welcher Nationalität, Kultur und unabhängig von Ländergrenzen.
Mit stehenden Ovationen wurden die Schauspieler vom begeisterten Publikum verabschiedet.
Zahlreiche Vertreter von Politik, Wirtschaft, Verbänden, Hilfsorganisationen, Kirchen, Bürgermeister aus fast allen umliegenden Kommunen waren der Einladung in die Stadthalle gefolgt, ein Beispiel für die Anerkennung der geleisteten Arbeit des Kreisverbandes.
Kreisbeigeordneter Mathias Zach bezeichnete das Deutsche Rote Kreuz als „Erfolgsmodell. 99 Prozent der gesamten Menschheit verbinden mit dem Wappen des DRK Erste Hilfe.“
Bürgermeister Thorsten Stolz dankte den Aktivendes DRK für ihre geleistete Arbeit und die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Gelnhäuser Kreisverband: „Wenn wir nicht auf die Hilfe von euch vertrauen könnten, würde so etwas wie der Gelnhäuser Faschingsumzug nicht stattfinden können.“
Auch die Vizepräsidentin des DRK Landesverbands Hessen, Dr.Angelika Schade, kam in die Stadthalle, um ihre persönlichen Glückwünsche zu überbringen: „Der Kreisverband Gelnhausen ist mit seinen 145 Jahren der älteste in Hessen“, so Schade anerkennend. „Ihr habt meinen Respekt für euer Engagement.“
Das Angebot des Kreisverbandes sei vielfältig und ein Beispiel für alle anderen Kreisverbände in Hessen: „Herausheben möchte ich die Migrationsarbeit, die in ihrer Fülle so einzigartig ist.“
Sie überreichte Kauck und der stellvertretenden Vorsitzenden Elli Köhler die Henry-Dunant-Plakette: „Diese wird eigentlich schon zum 125-jährigen Bestehen verliehen, aber dies war ja auf Grund des bis vorkurzem nicht bekannte Alters des Vereines nicht möglich.“
Auch Kreisbrandinspektor Markus Busanni lobte den Kreisverband Gelnhausen als eine „unschätzbare Hilfe“ bei der Mitarbeit im Katastrophenschutz.
Geschäftsführer Michael Kronberg holte im Anschluss von jeder Gruppe des DRK zwei Vertreter auf die Bühne. Zusammen mit der stell-vertretenden Vorsitzenden Elli Köhler dankten beide den Helfern für ihren unermüdlichen Einsatz.
Für die kurzfristig verhinderte Vizepräsidentin des DRK Bundesverbandes, Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, hielt Alt-Bürgermeister Jürgen Michaelis die Festansprache: „Das Deutsche Rote Kreuz wollte nie ein Heilsbringer sein, es ging den Mitgliedern nicht um die Menschheit als Ganzes, sondern um den einzelnen Menschen.“ Dies sei in der heutigen pluralistischen Gesellschaft etwas Besonderes. „Nur gemeinsam mit anderen können wir etwas bewirken, deswegen sind Solidarität und gegenseitige Hilfe nötig. Für andere da zu sein und das Vermitteln von Nächstenliebe sind wichtige Kulturgüter, die beim Kreisverband Gelnhausen in höchstem Maße gepflegt werden. Es ist großartig, dass es die vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfer gibt, denn Hilfe wird benötigt, solange Menschen existieren.“