Historiker Erhard Bus beim Geschichtsverein Gelnhausen im Romanischen Haus
GELNHAUSEN(rdn). Über die Gründungsgeschichte des Roten Kreuz und die Geschichte des Gelnhäuser Kreisverband bis in die 50-ziger Jahre berichtete der Windecker Historiker Erhard Bus beim Geschichtsverein Gelnhausen im Romanischen Haus
In seiner Schrift "Eine Erinnerung an Solferino" beschrieb der Gründer des Roten Kreuzes Henry Dunant 1862 seine Erlebnisse einer Geschäftsreise nach Norditalien, wo er Zeuge einer blutigen Schlacht zwischen den Truppen Piemont-Sardiniens und Frankreichs unter der Führung des französischen Kaisers Napoléon III. auf der einen Seite und der Armee Österreichs auf der anderen Seite wurde und forderte den Aufbau einer zivilen Organisation, die sich schon in Friedenszeiten auf den Sanitätsdienst im Kriegsfall vorbereiten sollte. Seine Haltung blieb damals nicht unumstritten. Manche folgerten, dass damit den Kriegsführenden die Sorge um die Verwundeten abgenommen und die Kriegsbereitschaft bei den Mächtigen steigen würde. Mit der Konvention zur Verbesserung des Schicksals der verwundeten Soldaten der Armeen im Feld, später die Genfer Konvention, verpflichteten sich 12 Unterzeichnerstaaten unter ihnen auch Hessen Darmstadt, mit dem Roten Kreuz gekennzeichnete Feldlazarette mit dem Personal sowie Helfern der Landesbewohner als neutral anzuerkennen und pflegebedürftige Militärs ohne Unterschied der Nationalität zu versorgen. Heute erkennen die meisten Staaten die Grundsätze dieser Genfer Konvention an. Am 25. August 1868 wurde von Landrat Carl Theodor Giller in Gelnhausen der "Lokale-Kreis-Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger in Gelnhausen" gegründet. Der Zweck des Vereins war, im Frieden die erforderlichen Vorbereitungen für den Kriegsfall zu treffen. Dies betraf Geldsammlungen, Anschaffungen von Materialien, die Ausbildung von Pflegepersonal und die Kommunikation mit anderen Gruppierungen der Krankenpflege. Im Kriegsfall hatte man im Rahmen des militärischen Sanitätswesen bei der Pflege und Heilung erkrankter und verwundeter Soldaten mitzuwirken. Weiter hatte man sich um die Versorgung mit Lazaretten zu kümmern. Die sich nun bildeten Sanitätskolonnen in Gelnhausen hatten einen hohen Anteil an Selbstständigen Handwerksmeister, mittleren Beamten und Kaufleuten. Parallel dazu entwickelte sich in Bad Orb Sanitätskolonnen aus Arbeitern, Handwerkern und kleineren Beamten und Juli Becker-Schöffer war Vorsitzende des 1866 gegründeten "Vaterländischen Frauenvereins" (VFV) in Gelnhausen. Von 1914-1918 gab es zudem in Gelnhausen eine ganze Reihe von Reservelazaretten. Diese enge Verknüpfung des Deutschen Roten Kreuz mit den Bedürfnissen und Wünschen des Militärs und die daraus resultierende betriebsbezogene Sanitätstätigkeit entfiel aufgrund der Auflagen des Vertrags von Vasailles seit 1919. Ein Wunsch, der nicht in Erfüllung ging, denn auch die NS Zeit " bediente" sich des DRK und hinterließ ihre Spuren. So wurden jüdische Mitglieder der Sanitätskolonnen, die von einem " strammen" und uniformierten NS-Arzt angeführt wurden, schon früh der Austritt "nahe gelegt". In Bad Orb gründete sich mit dem ASB (Arbeiter-Samariter-Bund) eine eher dem linken Spektrum zugehörige Sanitätseinheit und das Deutsche Rote Kreuz wurde vollständig vom NS-Regime für seine Zwecke vereinnahmt. Nach dem Krieg und der Wiedereinsetzung kümmerte sich das DRK vorrangig um die Vertriebenen, die aus dem Osten kamen und um die Familienangehörigen der Soldaten in den verschiedenen Gefangenenlagern. In den fünfziger Jahren wandelte sich das DRK zu einer zivilen Organisation, die heute weltweit tätig ist. Ähnlich auch die Situation im Gelnhäuser Kreisverband, der heute mit über 7000 Mitgliedern und über 500 aktiven Helfern als ziviler Hilfsdienst für die Bewohner des Main-Kinzig-Kreis zumeist ehrenamtlich tätig ist.
Text: Roland Dieckmann Gelnhäuser Tagblatt
Foto: DRK