Hochwassereinsatz DRK Gelnhausen
Seit Beginn der Hochwasserkatastrophe hat der DRK Kreisverband Gelnhausen bis heute insgesamt 21 Helfer in die überfluteten Gebiete entsandt. Elf DRK-Helfer waren im Rahmen des Einsatzes des Main-Kinzig-Kreises in Mühlberg. In der vergangenen Woche waren fünf Aktive in Havelberg/Sachsen-Anhalt, um evakuierte Menschen und Einsatzkräfte mit Essen und Getränken zu versorgen.
Gelnhausen/Havelberg. Seit Beginn der Hochwasserkatastrophe hat der DRK Kreisverband Gelnhausen bis heute insgesamt 21 Helfer in die überfluteten Gebiete entsandt.
Elf DRK-Helfer waren im Rahmen des Einsatzes des Main-Kinzig-Kreises in Mühlberg. In der vergangenen Woche waren fünf Aktive in Havelberg/Sachsen-Anhalt, um evakuierte Menschen und Einsatzkräfte mit Essen und Getränken zu versorgen.
Derzeit befinden sich noch vier Helfer aus dem Kreisverband im Einsatz in Havelberg.
Die Lage vor Ort beruhigt sich zusehends. Das Medieninteresse an der Katastrophe hat deutlich nachgelassen. Dennoch gibt es immer noch große, überflutete Flächen.
Für die Menschen, die hier leben, ist die Krise noch lange nicht vorbei. Christof Hoffmann aus Rothenbergen arbeitet im Stab der DRK Landesverstärkung Hessen mit. Er ist dafür zuständig, alle Informationen über die Lage zu sammeln und weiterzugeben. Zusammen mit Enrico Schmitt vom lokalen DRK Kreisverband Östliche Altmark, der die Gegend kennt und von Anfang an beim Hochwassereinsatz dabei war, hat er sich bei einer Rundfahrt durch die Region ein Bild über die aktuelle Lage verschafft.
Die Hansestadt Havelberg ist als Insel- und Domstadt bekannt, hier fließen Havel und Elbe, die Straße der Romanik verläuft durch den 7.000-Seelen-Ort. Auch hier sind die Auswirkungen der Überflutungen noch zu spüren. Ein Teil von Havelberg liegt auf einer Anhöhe.
Die Menschen, die dort leben, wurden weitgehend verschont. Einige Kilometer weiter sieht es ganz anders aus. Die Elbe führt immer noch Hochwasser, doch damit gehen die Menschen hier gelassen um, das kommt öfter vor. Doch durch den Deichbruch bei Fischbeck ist eine riesige Fläche überflutet worden.
Die Landschaft hier ist eben, an vielen Orten kann das Wasser nicht abfließen. Oft bilden Straßen, die auf kleinen Aufschüttungen verlaufen, eine Barriere, die die Wasserfläche in zwei Bereiche trennt und den Abfluss in die Elbe verhindert. Der üble Geruch des stehenden Wassers liegt überall in der Luft. Wer diesen Geruch einmal wahrgenommen hat, wird ihn nicht mehr los. Das Ausmaß der Schäden ist unfassbar: Straßen, die vor drei Wochen noch völlig intakt waren, führen jetzt ins Nichts. Große Teile sind einfach weggebrochen, von den Wassermassen mitgerissen worden. Ein brandneuer Fahrradweg wurde unterspült und hat keine Verbindung zum Boden mehr. Noch immer ist die Strömung deutlich sichtbar, an einem Straßenbruch hat sich ein kleiner Wasserfall gebildet. Ein Gartenhaus liegt kopfüber im Wasser. Brücken sind zerstört.
Die DRK-Helfer, die die Menschen vor Ort mit Essen versorgen, müssen große Umwege in Kauf nehmen, um alle Orte zu erreichen. Bis vor einigen Tagen war die Versorgung nur mit Booten möglich. Feuerwehrleute sind damit beschäftigt, die teilweise überflutete B107 wieder passierbar zu machen, große Pumpen sind im Einsatz. Mike Wieczorek von der örtlichen Feuerwehr ist mittendrin. Er hat Urlaub, wollte eigentlich eine schöne Zeit am Meer verbringen. „Ich kann doch nicht in Urlaub fahren, wenn hier meine Heimat absäuft“, macht er seine Motivation deutlich. Die Feuerwehrleute arbeiten mit Hochdruck. Die Menschen in den Orten sollen endlich wieder ohne stundenlange Umwege an ihre Arbeit gelangen. An manchen Orten wird die Arbeit der Feuerwehrleute zusätzlich durch das Vorkommen der gefürchteten Eichenprozessionsspinner erschwert.
Der Deichbruch bei Fischbeck wurde längst spektakulär durch das Versenken von Schiffen geschlossen. Doch Teile des Ortes sind immer noch überflutet, Straßen unpassierbar. Durch die braune Brühe sind noch Pflastersteine zu erkennen. Ein großer Schweinemastbetrieb steht unter Wasser, ein Teil des erst im vergangenen Jahr fertig gestellten, massiv gebauten Wohnhauses ist einfach weggebrochen. Tote Fische treiben im Wasser.
Enrico Schmitt kennt hier fast alle Menschen. Er war dabei, als die Menschen nach dem Deichbruch mit einem Bundeswehr-Panzer evakuiert wurden. Eine Frau spricht ihn an. Sie kann immer noch nicht in ihr Wohnhaus zurück, das Wasser steht dort 1,60 Meter hoch. “Seit 40 Jahren lebe ich hier“, sagt sie. „So etwas hat es noch nie gegeben.“ In anderen Straßenzügen von Fischbeck sind die Menschen mit dem Aufräumen beschäftigt. Ihr Hausrat ist komplett zerstört und türmt sich als Müll am Straßenrand. Die Aufräumarbeiten kosten viel Kraft, auch psychisch. Mit einer erstaunlichen Portion Mut gehen die Menschen an die Arbeit. Unterstützung erhalten sie durch die Aktiven der Psychosozialen Notfallversorgung des DRK. Wie dankbar die Menschen hier für die Hilfe in allen Bereichen sind, wird an großen Transparenten deutlich. Im Nachbarort Schönhausen hat sich das Wasser weitgehend zurückgezogen. Der kleine Ort besitzt eine historische Dimension: Hier wurde Otto von Bismarck geboren. Am Mauerwerk der Häuser ist deutlich erkennbar, wie hoch das Wasser stand. Die gesamte Landschaft wirkt wie eine riesige Seenplatte. Normalerweise befinden sich hier Wiesen und Äcker. Zaunpfähle ragen nur mit der Spitze aus dem Wasser, Schafe irren auf den Straßen umher. Noch ist kein Ende der Überflutungen absehbar.
Die DRK Landesverstärkung Hessen, zu der auch die vier Helfer aus dem Kreisverband Gelnhausen zählen, engagiert sich derzeit noch in, Havelberg. Bis zum Ende des Einsatzes gibt es noch Einiges zu tun, auch wenn die Lage sich täglich weiter beruhigt. Nur noch wenige Menschen befinden sich noch in der Notunterkunft, weil es in ihren Wohnungen immer noch kein Wasser und keinen Strom gibt. in ihren. Doch es wird noch lange dauern, bis in der Region um Havelberg wieder Normalität einkehren kann. Die Menschen werden weiterhin Solidarität und Unterstützung brauchen.
Das DRK bittet weiterhin um Spenden, Konto 414141 bei der Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00.