Im Ernstfall zählt jede Sekunde
Gelnhausen-Meerholz (mes). Im Ernstfall zählt jede Sekunde: Wenn das Herz aussetzt, ist rasche Hilfe unerlässlich. Das wissen die Mitglieder der Herzsportgruppe Gelnhausen nur zu gut, schließlich haben die meisten von ihnen bereits eine schwere Herzerkrankung hinter sich.
Gemeinsam arbeiten sie wöchentlich an ihrer Fitness, immer unter Anleitung von Ärzten und Trainern. Damit sie bestens auf einen möglichen Notfall vorbereitet sind, übt die Herzsportgruppe regelmäßig den Einsatz von Defibrillatoren. Unter Anleitung von Frank Wester üben die Mitglieder die lebensrettenden Hilfsmaßnahmen.
„Scheuen Sie sich nicht, bei Beschwerden, die auf einen Schlaganfall oder Herzinfarkt hinweisen, sofort einen Notruf abzusetzen. Wer zu lange wartet, dem kann das im schlimmsten Fall das Leben kosten.“ In der Meerholzer Sport- und Kulturhalle sitzt Frank Wester, Ausbildungsleiter des DRK-Kreisverbands, auf dem Boden. Vor ihm liegen eine Reanimationspuppe sowie ein Defibrillator. Mit beidem zeigt er den Mitgliedern der Herzsportgruppe, wie im Ernstfall lebensrettende Maßnahmen einzuleiten sind.
Prüfen, Rufen, Drücken
Die Zeit ist dabei der alles entscheidende Faktor: Durchschnittlich warten Patienten etwa zwei Stunden, bis sie sich dazu durchringen, bei auf einen Herzinfarkt hinweisenden Schmerzen einen Notruf abzusetzen. „Das ist viel zu lange“, warnt Wester. Im Falle eines Herzinfarktes sei gerade die erste Stunde wichtig, die lebensrettenden Maßnahmen einzuleiten. „Haben Sie keine Angst, die 112 zu wählen. Haben Sie keine Angst vor falschem Alarm. Sie können nichts falsch machen, und Sie müssen auch nichts bezahlen.“
Prüfen, Rufen und Drücken: Diese drei Begriffe bläut Wester den Mitgliedern immer wieder ein. An diesen müsse sich jeder orientieren, der einen Bewusstlosen findet. Prüfen heißt, durch Ansprechen und Anfassen zuerst festzustellen, ob der Patient reagiert. Ist das der Fall, kommt das Rufen an die Reihe, der Notruf 112 muss abgesetzt werden. Danach muss überprüft werden, ob der Patient ruhig atmet und eine gesunde Gesichtsfarbe besitzt. In diesem Fall ist der Patient in die stabile Seitenlage zu bringen und auf den Notarzt zu warten.
Sollte der Patient jedoch eindeutig Atemprobleme oder gar einen Atemstillstand haben, muss sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen werden. Dabei ist normalerweise eine Herzmassage durch festes und schnelles Drücken in der Mitte des Brustkorbs im Wechsel mit der Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen, auf 30 Druck-Wiederholungen folgen zwei Beatmungen. „In erster Linie ist das Drücken ausschlaggebend für die Soforthilfeleistung“, erklärt Wester. Wer Probleme mit der Mund-zu-Mund-Beatmung habe, könne darauf verzichten, nicht aber auf das Drücken. Die Herzdruckmassage hält den Kreislauf und damit die Sauerstoffversorgung in Schwung. „Sie können beim Drücken nichts falsch machen. Entscheidend ist, dass überhaupt gedrückt wird, damit der Blutkreislauf weiter funktioniert. Kommt es zum Stillstand, ist der Patient ganz sicher nach zehn Minuten tot.“ Gedrückt wird, bis der Notarzt eintrifft. Und das ist im Main-Kinzig-Kreis in der Regel in sechs bis sieben Minuten der Fall.
„Am Defibrillator können Sie nichts falsch machen“
Wester belässt es bei der Notfallübung aber nicht nur bei Worten. Den Mitgliedern der Herzsportgruppe demonstriert er, wie im Notfall der Defibrillator eingesetzt wird. Dieser könne heute nicht nur von ausgebildetem Personal, sondern von jedem benutzt werden. Ein Programm, das sich automatisch beim Öffnen des Defibrillator-Koffers einschaltet, führt den Hilfeleistenden durch die Anwendung. „Wenn Sie etwas falsch machen, wird dies vom Gerät korrigiert. Sollte der Einsatz des Defibrillators nicht nötig sein, wird dies das Gerät selbst erkennen.“ Der Defibrillator erkennt Herzrhythmusstörungen und Herzflimmern. Steht ein Defibrillator zur Verfügung, sollte er eingesetzt werden.
Wester erklärte zudem, wie einem Schlaganfall auf die Schliche zu kommen ist. Dafür gebe es drei Tests. Im ersten Schritt solle der Patient lächeln, im zweiten Test einen beliebigen kurzen Satz nachsprechen und im dritten beide Arme heben. „Wenn auch nur einer der drei Tests nicht hundertprozentig erfüllt werden kann, rufen Sie sofort den Notarzt."
Text und Bild stammen von Meike Schwagmann und wurden am 31.05.2016 in der Gelnhäuser Neuen Zeitung veröffentlicht.