Neue Chronik des DRK - 142 Jahre auf 240 Seiten
Der Kreisverband hat gestern Abend in Birstein erstmals seine neue Chronik präsentiert. Autor Erhard Bus stellte das druckfrische Werk den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbei- tern im Schlosshof Birstein vor.
142 Jahre auf 240 Seiten
Ein Blick in die neue Chronik des DRK-Kreisverbandes Gelnhausen
M a i n - K i n z i g - K r e i s (re). Der Kreisverband Gelnhausen
des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat gestern Abend in Birstein erstmals seine neue Chronik präsentiert.
Autor Erhard Bus stellte das druckfrische Werk den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern im Schlosshof Birstein vor.
In fast zweijähriger intensiver Arbeit ist ein 240 Seiten umfassendes Buch entstanden, das weit mehr als die Aufzeichnung historischer Daten beinhaltet.
Der Historiker Bus zeichnet die Entwicklung der Rotkreuzbewegung im Altkreis Gelnhausen mit all ihren Facetten nach und stellt sie in den Kontext der Geschichte.
Zeitzeugen beleuchten unterschiedliche Aspekte der Rotkreuzarbeit aus ihrer ganz persönlichen Sicht. Zahlreiche Bilder vermitteln einen eindrucksvollen Einblick in vergangene Zeiten, aber auch in die heutige Arbeit des Roten Kreuzes.
Vor zwei Jahren nahm der Historiker Erhard Bus aus Bruchköbel die Herausforderung an, eine umfassende Chronik der Rotkreuzbewegung im Altkreis Gelnhausen zu erstellen.
Ein Archiv des Kreisverbandes gab es zu diesem Zeitpunkt nicht, die Anfänge des Roten Kreuzes in der Region lagen im Dunkeln. Bus förderte in Archiven Dokumente zutage, die Licht in das Dunkel brachten. Ein Protokoll belegt, dass der damalige Landrat Carl Theodor Giller im Juli 1868 die Gründung des „Local-Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger zu Gelnhausen“ initiierte. Damit fasste die Rotkreuzbewegung bereits vier Jahre nach der Verabschiedung der ersten Genfer Konvention an der Kinzig Fuß.
Schon bald wurden die Aktiven durch den Deutsch-Französischen
Krieg gefordert. Lazarette befanden sich in der „Weißen Villa“ in Gelnhausensowie in den Schlössern Birstein, Meerholz und Wächtersbach.
Erhalten ist sogar noch das Inventarverzeichnis der Gegenstände, die der Gelnhäuser Verein nach Auflösung des Lazaretts der Stadt überließ. Neben 21 Bettstellen, 13 Nachttischchen und 15 Nachttöpfen erhielt die Stadt auch 13 Spucknäpfe aus Porzellan, einen „Schepper“ (Schöpfbecher) sowie 37 dreieckige Tücher.
Die humanitären Ideen des Roten Kreuzes verbreiteten sich in den Friedensjahren bis zum Ersten Weltkrieg in ganz Europa. Unter dem Symbol des Roten Kreuzes gründeten sich Frauenhilfsvereine mit der Bezeichnung „Vaterländischer Frauenverein“.
Großen Fortschritt verzeichneten diese Vereine bei der Ausbildung der Helfer. Zudem engagierten sich die freiwilligen Einsatzkräfte in der Sozialarbeit. In Gelnhausen bestand bereits seit 1866 ein „Vaterländischer Frauenverein“, allerdings nicht von Anfang an unter dem Dach des Roten Kreuzes. In „Übungen für Krieg und Frieden“ bereiteten sich Aktive der Sanitätskolonnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf ihre Einsätze vor. In den beiden Weltkriegen stieg die Zahl der Helfer weiter an. Große Anstrengungen waren nötig, um den unzähligen Opfern zu helfen. Nach 1945 hatte das Rote Kreuz einen Berg von Aufgaben zu bewältigen. Zu den normalen Tätigkeiten kamen die Betreuung von Kriegsgefangenen, Schwerbeschädigten, Flüchtlingen, Vertriebenen, Heimkehrern, Verfolgten und der Suchdienst.
Gerade diese Zeit war vom Zusammenhalt der Menschen und vom selbstlosen Einsatz für andere geprägt.
Am 19. November 1946 wurde der Kreisverband Gelnhausen nach den Jahren der Nazi-
Diktatur neu gegründet. Die Rotkreuzarbeit entwickelte sich kontinuierlich weiter. Insgesamt
18 Zeitzeugenberichte erfüllen diese Entwicklung im Buch mit Leben. Wichtiger Pfeiler der Arbeit ist von Beginn n ehrenamtliches Engagement.
Der 98-jährige Otto Lang erinnert sich an die Arbeit des Rothenberger Schnelleinsatzzuges.
Er erzählt von der Rettung eines Arbeiters, der in drei Metern Tiefe verschüttet wurde, und von pragmatischer Hilfe bei einem Hochwasser in Horbach. Der frühere Landrat Hans Rüger arbeitete von 1974 bis 1987 als Vorsitzender des Kreisverbandes. Starke Motivation für sein ngagement waren seine eigenen Erlebnisse im Krieg. Elli Köhler, heute stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbandes, kam als 14-Jährige zum Roten Kreuz. „Ich war unheimlich stolz, als ich nach abgeschlossener Sanitätsausbildung meine erste Rotkreuzkleidung tragen durfte – das gestreifte Kleid mit weißer Schürze und weißer Haube“, blickt sie zurück. Sie berichtet auch über die Sozial- und Seniorenarbeit, die in Roth schon immer einen hohen Stellenwert besaß.
40-Jahre: Dienst auf dem Fahrrad
Unter welch schwierigen Bedingungen die Rotkreuzhelfer oft arbeiten mussten, wird im Kapitel über die Gemeindeschwester Toni Köhler deutlich. Zunächst fuhr die Schwester mit dem Fahrrad über Land zu ihren Einsätzen im Biebergrund. 1941 erhielt sie dann ein Dienstmotorrad. Maria Schilling aus Somborn trat im April 1943 ihre Lehre in der „Kreisstelle“ des Roten Kreuzes an. Auch bei der Büroarbeit war damals das Tragen der Schwesterntracht Pflicht. „Einsatzzentrale“ für den Krankentransport war ein kleines Büro am Obermarkt. „Beide Fahrzeuge waren nur sehr provisorisch und nach heutigen Maßstäben völlig unzureichend für den Krankentransport“, beschreibt sie die bescheidenen Anfänge in Gelnhausen.
Heiner Kauck ist seit 1992 Vorsitzender des Kreisverbandes. „Als ich mit 17 Jahren in das Birsteiner Rote Kreuz eintrat, gab es dort viel zu tun“, stellt er heraus. „Es fehlte an allen Ecken und Enden.“ Zusammen mit seinen Mitstreitern organisierte er die Ortsvereinigung von Grund auf um.
Auch die Gründung der Bergwacht sowie des Musik- und Showcorps geht auf seine Initiative zurück. Kauck geht in seinem Bericht auch auf schwierige Zeiten ein. Heute präsentiert sich der Kreisverband als moderne, professionell strukturierte und bestens aufgestellte Organisation.
Wichtige Arbeitsfelder sind neben dem Rettungsdienst die Sozialstationen, Erste-Hilfe-Kurse, Migrationsarbeit, der Kriseninterventionsdienst, Essen auf Rädern, das Hausnotrufsystem, der ehrenamtliche Besuchsdienst, Sozialarbeit, Jugendrotkreuz, Sanitätsdienste und vieles mehr.
Die gesamte 142-jährige Geschichte findet sich in der Chronik wieder. Am Mittwoch, 8. September, um 19 Uhr, präsentiert der Kreisverband das Werk in einer offiziellen Feierstunde im Main-Kinzig-Forum der Öffentlichkeit.
Am Freitag, 17. September, um 20 Uhr, liest Autor Erhard Bus auf Einladung des Geschichtsvereins Gelnhausen im Romanischen Haus aus der Chronik.
Die Chronik ist ab 9. September in den Buchhandlungen des Altkreises Gelnhausen zum Preis von 20 Euro erhältlich.
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