Rettungsdienste müssen bleiben
SPD-Kreistagsfraktion fordert die Beibehaltung des bewährten Systems
Die EU-Kommission fordert jetzt auch für den Bereich der Rettungsdienste mehr Wettbewerb und hat deshalb Klage gegen die in Deutschland geltende Vergabepraxis erhoben. Aktuell fahren im Main-Kinzig-Kreis für den Bereich Hanau der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und der Malteser Hilfsdienst, für den Bereich Gelnhausen-Schlüchtern ist nur das DRK unterwegs.
„Wir sind mit der geleisteten Arbeit der Dienste sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit klappt hervorragend und die Versorgung der Patienten ist in guten Händen“, zeigt Annemarie Meinhardt, Mitglied der SPD-Kreistagsfraktion aus Bad Orb, wenig Verständnis für die von der EU-Kommission vorgebrachten Einwände.
Um dieses Thema mit den Betroffenen zu beraten, haben sich Vertreter der SPD-Kreistagsfraktion zum Gespräch mit dem DRK zusammengefunden. Der DRK-Geschäftsführer, Michael Kronberg, hat gemeinsam mit dem Vorsitzenden des DRK Kreisverbandes Gelnhausen, Heiner Kauck, zunächst die Sachlage vor Ort beschrieben. So beschäftigt das DRK-Gelnhausen aktuell 130 hauptamtlich angestellte Einsatzkräfte, die jedes Jahr rund 20.000 Einsätze durchführen. Die Einsatzkräfte sind heute nur in den wenigsten Fällen einfache Rettungssanitäter, die meisten haben die erweiterte medizinische Ausbildung zum Rettungsassistenten absolviert, die eine medizinisch fundierte Stabilisierung der Patienten vor Ort gewährleistet.
„Damit hat das DRK den Schwerpunkt seiner Tätigkeit vom primären Transport auf die medizinische Betreuung der Patienten vor Ort verlagert, was den Patienten natürlich direkt zu Gute kommt“, betont Rainer Krätschmer, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, den hoheitlichen Aspekt der Tätigkeit. „Es geht hier nicht um das billigste Angebot, sondern um die medizinische Qualität der Betreuung. So wie wir keine rein privatwirtschaftlich organisierte Polizei wollen, wollen wir auch keine rein am Profit orientierten Rettungsdienste.“Die Leitstelle des Gefahrenabwehrzentrums des Main-Kinzig-Kreises in Gelnhausen sei mit Rettungsassistenten fachmännisch besetzt, so dass bereits bei der Meldung jedes Unfalles genau eingeschätzt werden könne, welche Zahl an Einsatzkräften und Fahrzeugen benötigt werde. So seien vom Krankentransport bis zu einem großen Unfall immer die richtigen Einsatzkräfte vor Ort, beschreibt Günther Seitz, stellvertretender Amtsleiter des Gefahrenabwehrzentrums, den Ablauf eines Einsatzes in seinem Haus. Sollte es im Main-Kinzig-Kreis einmal zu einem ernsten Zwischenfall mit rund 100 Verletzten kommen, dann wird die Zentrale Leitstelle in Gelnhausen die Koordination der Einsatzkräfte organisieren. Dabei werden die medizinischen und die technischen Rettungsdienste von DRK, Malteser und ASB mit Feuerwehren und weiteren technischen Hilfsdiensten passgenau an den Unfallort geordert und die Versorgung der Verletzten auf die umliegenden Krankenhäuser organisiert.
Bei einem Unfall dieser Größenordnung können die Rettungsdienste im Main-Kinzig-Kreis aber zudem auf eine große Zahl an ehrenamtlichen Helfern zurückgreifen, die im Ernstfall einen Anteil von bis zu 70 % der Hilfskräfte ausmachen können. „Ein solches Netzwerk an Helfern in einer europaweite Ausschreibung darzustellen ist völlig unmöglich und der Situation auch nicht angemessen“, lehnt auch Bettina Müller, SPD-Kreistagsabgeordnete aus Flörsbachtal, die Vorgaben der EU-Kommission ab. „Es kann nicht nach jeder Ausschreibung der gesamte Rettungsdienst neu aufgebaut werden. Das sind gewachsene Strukturen, die vor Ort regelmäßig von den Betroffenen weiterentwickelt werden. Eine europaweite Ausschreibung gefährdet dabei den hervorragend eingespielten Ablauf in Notfällen.“