Richtig handeln im Notfall
Gelnhausen (kwo). Wie wird ein Bewusstloser nach einem Unfall geborgen, wie wird ein Druckverband richtig angelegt?
Mitglieder der Jugendfeuerwehren der Stadt Gelnhausen gingen bei einem freiwilligen Erste-Hilfe-Kurs des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) diesen Fragen auf den Grund und lernten vieles über die Erstversorgung von Verletzten. Leiter der Schulung im Feuerwehrhaus Gelnhausen-West war Frank Wester, Leiter des Bereichs Aus- und Weiterbildung des DRK-Kreisverbands. Zwölf Teilnehmer unterschiedlichen Alters stellten sich den praktischen und theoretischen Fragen des Ersten-Hilfe-Kurses.
Wester wies die Teilnehmer daraufhin, wie wichtig es ist, Erste Hilfe zu leisten, und hatte zur Veranschaulichung die Statistik hinzugezogen: "In Deutschland leistet einer von zehn Mitbürgern Erste Hilfe. Deutschland belegt in Europa die vorletzte Stelle in der von zivilen Menschen geleistete Erste-Hilfe-Statistik." Umso achtenswerter sei der Beitritt von Jugendlichen zum DRK, zur Feuerwehr und zum Technischen Hilfswerk (THW), um dort mit freiwilligem persönlichem Einsatz soziale und lebenswichtige Arbeit in der Gesellschaft zu leisten. Einen Schritt zur Verbesserung dieser Statistik machten die zwölf Freiwilligen in Hailer.
Bei den Praxisübungen zur Ersten-Hilfe haben die Jugendlichen die Grundgriffe zur Bergung von Bewusstlosen gelernt oder wie eine Person liegend in die stabile Seitenlage gebracht wird. Auch das Anlegen von Wundverbänden sowie die Reanimation von Verletzten waren wichtige Teile der Übungen. Der Tageskurs beinhaltet insgesamt neun Unterrichtseinheiten, zu denen weiterhin die Kontrolle und Feststellung von Bewusstsein und Atmung und Abnehmen des Helms gehören.
Die 16-jährige Hailererin Sabrina Behnstedt ist seit drei Jahren bei der Feuerwehr. "Ich bin von Freunden zur Jugendfeuerwehr mitgenommen worden und mir hat von Anfang an die Arbeit in der Gruppe Spaß gemacht. Jetzt bin ich auch Betreuerin in der Kinderfeuerwehr. Wir haben zum Beispiel ein Insektenhaus zusammen gebaut und üben schon einen gemeinsamen Löschangriff", berichtete sie. Auch Islam Öztürk aus Roth ist mit großem Interesse dabei. Durch seine Tätigkeit bei der Feuerwehr hat der 17-Jährige seinen Traumberuf entdeckt: "Mir war früher oft langweilig und seit ich bei der Feuerwehr bin, ist richtig was los. Meinen jüngeren Bruder konnte ich auch für die Feuerwehr begeistern. Ich möchte eine Ausbildung als Anlagenmechaniker machen, da für eine Festanstellung bei der Feuerwehr ein technisch-handwerklicher Beruf sowie ein positiv absolvierter Sporttest Voraussetzungen sind." Die Kursteilnehmerin Maria Fenske ist 34 Jahre alt, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Roth und Mutter vom sechsjährigen Louis, der von sich aus den Wunsch hatte, zu den "Feuerfüchsen" zu gehen. "Mein Sohn hat mich zum Entschluss gebracht, selbst auch aktiv zu werden. Es gibt so viele alltägliche Situationen, die gerade auch mit Kindern sehr gefährlich werden können. Ich selbst habe Höhenangst und bin seit einer Einsatzübung auf einer 20 Meter hohen Drehleiter viel sicherer geworden. Wir lernen, uns von einem Turm abzuseilen, mit einer Kettensäge zu arbeiten und Glasscheiben richtig einzuschlagen, um im Notfall schnell Verletzte bergen zu können oder natürlich Brände zu löschen. All das gibt mir im täglichen Leben ein besseres und sicheres Gefühl."
Die Bevölkerungs- und somit auch die Verkehrsdichte wächst in Deutschland unaufhörlich. Damit steigt die Unfallgefahr und immer mehr Notfalleinsätze müssen von Feuerwehr und DRK geleistet werden. "Die Herausforderungen und Anforderungen an Helfer, Ausrüstung und Material steigen. So werden Einsatzwagen aufgerüstet, um auch bei einem Massenunfall vielen Verletzten so schnell wie möglich helfen zu können", berichtete Helmut Glaser, der seit 40 Jahren beim DRK ist und aktuell seinen Lehrschein zum Ausbilder macht. Er schilderte anhand einer Praxisübung von DRK und Feuerwehr, wie eng beide Organisationen zusammenarbeiten. "Bei einer Notfallsimulation im ICE-Tunnel bei Fulda geht die Feuerwehr mit Sauerstoffmasken ausgerüstet zuerst in den dunklen Tunnel, um Verletzte zu bergen und diese dann dem medizinischen Rettungsdienst des DRK zu übergeben." An einem solchem Beispiel sollte jedem Bürger klar vor Augen stehen, dass die Ausbildung für den Nachwuchs bei Feuerwehr, DRK und THW intensiv vorangetrieben werden müsse. Denn das bedeute Sicherheit und beste Versorgung im Notfall - nun gibt es bei der Feuerwehr Gelnhausen zwölf weitere Ersthelfer.
Interessenten für Erste-Hilfe-Kurse bekommen beim DRK-Kreisverband Gelnhausen telefonisch (06051/48000) Auskunft oder informieren sich im Internet auf der Seite www.drk-gelnhausen.de sowie auf der Homepage der Freiwilligen Feuerwehr unter www.feuerwehr-gelnhausen.de
Aus dem Gelnhäuser Tageblatt vom 21.08.2015, Seite 19