Allerdings befanden sich die Fahrzeuge wegen der Struktur der Landschaft zeitweise im Funkschatten. Eine wesentliche Verbesserung trat erst 1966 durch eine Relaisstation auf dem Horstberg bei Bad Orb ein. Die Rotkreuz-Helfer packten einfach beim Bau mit an. Fritz Amend, Kreisbereitschaftsleiter in Schlüchtern, stellte kostenlos einen Bagger zur Verfügung. Zahlreiche Helfer des DRK aus Gelnhausen führten die erforderlichen Arbeiten ehrenamtlich aus. 1975 waren bereits knapp 30 Mitarbeiter tätig. Darüber hinaus unterstützten Mitglieder der aktiven Bereitschaften den Krankentransport ehrenamtlich, besonders an Wochenenden. Untergebracht waren Personal, Fahrzeuge und Einsatzkleidung in einer Station beim Kreiskrankenhaus Gelnhausen. Im Jahr 1985 wurden bereits 14 152 Transporte mit 16 531 Patienten von fünf Mitarbeitern in der Leitstelle und 17 im Krankentransport bewältigt. Hinzu kamen 23 Zivildienstleistende. Stattliche 580 803 Kilometer kamen zusammen, ehrenamtliche Helfer leisteten mehr als 4 600 Stunden unentgeltliche Arbeit. Das DRK hatte die Gebietsreform von 1974 nicht nachvollzogen. Somit gab es neben drei DRK-Kreisverbänden auch weiterhin drei Leitstellen für den Krankentransport mit unterschiedlichen Notrufnummern sowie eine Feuerwehrleitstelle im Gebiet der Stadt Hanau. Nach den Vorgaben des Hessischen Rettungsdienstgesetzes hatte jeder Landkreis eine integrierte Leitstelle für Feuerwehr, Notfallrettung und Krankentransport zu betreiben. Damit einher ging die Einführung der bundesweit einheitlichen Notrufnummer 112. Der Main-Kinzig- Kreis kam dieser Forderung 1993 mit der Inbetriebnahme der integrierten Leitstelle am Steinheimer Tor in Hanau nach. Bereits 1992 übernahm der DRK-Kreisverband auf Initiative des DRK-Kreisverbands Schlüchtern hin die Notfallrettung und den Krankentransport im Altkreis Schlüchtern mit insgesamt 21 Rettungsassistenten und - sanitätern, 14 Zivildienstleistenden und sämtlichen Fahrzeugen. Der DRK-Kreisverband Gelnhausen ist seither für die rettungsdienstliche Versorgung der Altkreise Gelnhausen und Schlüchtern mit rund 200 000 Einwohnern verantwortlich.
Vom Hupkonzert zum Martinshorneinsatz
80 Jahre motorisierter Krankentransport und Rettungsdienst im Kreis Gelnhausen / Festakt und Festschrift
Main-Kinzig-Kreis (re). Der DRK-Kreisverband Gelnhausen- Schlüchtern betreibt seit 80 Jahren den motorisierten Krankentransport und Rettungsdienst im Kreis Gelnhausen. Um dieses Jubiläum zu würdigen wurden die Archive durchsucht und die wechselvolle Geschichte nachgezeichnet. Ergebnis ist eine fast 90-seitige Festschrift, die aktiven Helfern, Mitarbeitern sowie Mitgliedern und den Freunden des Roten Kreuzes bei einem Festakt im Main-Kinzig-Forum am Donnerstag, 13. Oktober, vorgestellt wird. Die Schirmherrschaft hat Landrat Erich Pipa übernommen. Nach den Grußworten von Bürgermeister Thorsten Stolz und Kreisbrandinspektor Markus Busanni demonstrieren Azubis der Rettungsdienstschule die Behandlung eines Notfallpatienten. Eine Modenschau mit historischen und aktuellen Dienstkleidungen im Rettungsdienst zeichnet die rasante Entwicklung nach. Im Anschluss liest Isabeau Haupt, Auszubildende zur Notfallsanitäterin, Auszüge aus der Festschrift vor. Die chronologische Darstellung der Entwicklung des Krankentransportes basiert auf den Aufzeichnungen von Herbert Ludwig, der lange Jahre die Arbeit des Roten Kreuzes im Bereich Rothenbergen geprägt hat. Die Fortschreibung bis 2016 hat Geschäftsführer Michael Kronberg vorgenommen. In dieser Chronik wird die Entwicklung vom Krankentransport mit einfachen Mitteln bis hin zum heutigen, professionell aufgestellten Rettungsdienst deutlich. Um den Lesern einen lebendigen Eindruck über die Arbeit im Krankentransport und Rettungsdienst zu ermöglichen hat die Rettungsassistentin Sandra Lerch sechs Berichte über echte Notfalleinsätze beigesteuert. Ruth Woelke hat ein Gespräch mit ehemaligen Mitarbeitern des Krankentransportes zusammengefasst, die aus ihrem Berufsleben im Rettungsdienst erzählen. Alle vier Rentner sind sich darin einig, dass die Tätigkeit beim Roten Kreuz vor allem zu einer besonderen Wertschätzung für das Leben geführt hat. Der technische Standard des Krankentransports und der Unfallrettung hat in den vergangenen acht Jahrzehnten eine rasante Entwicklung genommen. Das lässt sich vor allem an den genutzten Fahrzeugen ablesen. In der Frühzeit des Krankentransportwesens benutzte man von Pferden gezogene Sanitätskutschen. Die Geschichte des motorisierten Krankentransports im ehemaligen Kreis Gelnhausen begann 1936. Im damals neuen Kreiskrankenhaus war ein Mercedes 200 stationiert. Zwei Fahrer wurden für die Transporte eingesetzt. Im Jahr 1943 wurde ein weiterer Mercedes mit einer Rotkreuzleuchte auf dem Dach angeschafft. Am 15. Juli 1943 begann der Gelnhäuser Wilhelm Neidhardt als Krankentransportfahrer. Er erhielt für seinen Dienst rund um die Uhr monatlich 180 Reichsmark. Etliche Jahrzehnte lang waren die Fahrer alleine mit ihren Patienten unterwegs. Eine Betreuung der Patienten war nur möglich, wenn ein Angehöriger oder ein Ehrenamtlicher mitfuhr. Auch die Übermittlung von Informationen zu den Einsatzorten brachte lange Zeit große Schwierigkeiten mit sich. In den 50er-Jahren besaßen die Krankentransportwagen noch keine Funkeinrichtung. Um Einsätze möglichst rationell und schnell zu ermöglichen war jeder Fahrer gehalten, sich am Bahnübergang Wächtersbach auf dem Stellwerk nach eventuellen Anrufen von der Zentrale des Krankentransports in Gelnhausen zu erkundigen – eine Vorgehensweise, die heute kaum vorstellbar ist. Bis 1950 machten sich Krankenwagen durch Betätigung von Fahr- und Fernlicht und durch Hupen bemerkbar, erst dann wurden Blaulicht und Martinshorn eingesetzt.Ein Meilenstein war die Einführung des Funks 1962
Neuer Standort für die Leitstelle seit 2003
Ende der 90er-Jahre suchte der Main-Kinzig-Kreis wegen der beengten Raumsituation einen neuen Standort für die Leitstelle. Der DRK-Kreisverband Gelnhausen bot dem Kreisausschuss die Aufstockung des Rotkreuz-Hauses an. Am 15. September 2003 nahm die Leitstelle des Main-Kinzig-Kreises ihren Dienst in Gelnhausen auf. In den Folgejahren stiegen die Einsatzzahlen weiter kontinuierlich an. Alleine von 2007 bis 2012 war eine Steigerung von 30 Prozent festzustellen. Um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden und auch, um die Einhaltung der Hilfsfrist von zehn Minuten weiter zu verbessern, beschloss der Main-Kinzig-Kreis, die rettungsdienstlichen Strukturen weiter auszubauen. Darüber hinaus beauftragte der Kreis den DRK-Kreisverband Gelnhausen für weitere fünf Jahre mit der Notfallrettung und dem Krankentransport. 2013 trafen Vorstand und Geschäftsführung des Kreisverbands die zukunftsweisende Entscheidung, eine eigene Rettungsdienstschule zu gründen. Ziel war es, den Nachwuchs im Rettungsdienst nachhaltig sicherzustellen, aber auch der veränderten Gesetzeslage gerecht zu werden. Die Bundesregierung hatte das neue Berufsbild des Notfallsanitäters geschaffen. Mirko Scheuplein und Michael Dittmar bereiteten die Schulgründung mit großem Engagement vor. Gleichzeitig qualifizierten sich aus den Reihen der eigenen Mitarbeiter Anne Jacob, Michael Schüssler, Markus Neumann, Erich Rutschek und Matthias Hug zu Lehrkräften. Nach eingehender Prüfung erhielt die Rettungsdienstschule DRK Gelnhausen (RDSG) die erhoffte staatliche Zulassung nach altem Recht und nahm im Januar 2014 ihren Regelbetrieb auf. Heute präsentiert sich der Rettungsdienst des DRK-Kreisverbands Gelnhausen bestens ausgestattet und für die Zukunft gerüstet. 200 Mitarbeiter stehen 365 Tage im Jahr rund um die Uhr den Menschen in den Altkreisen Gelnhausen und Schlüchtern in Notfallsituationen professionell zur Seite. Ihre Namen sind in der Festschrift nachzulesen. Für die Einsätze steht eine hochmoderne Fahrzeugflotte zur Seite, alle Fahrzeuge sind mit modernster medizinischer Technik ausgestattet. In der Veröffentlichung sind auch die Namen der Vorstandsmitglieder zu finden, die Verantwortung für den DRK Kreisverband mit all seinen Mitarbeitern und Aufgaben tragen.
Die Festschrift kann beim DRK-Kreisverband Gelnhausen- Schlüchtern gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro bezogen werden. Mitglieder erhalten das Buch kostenlos.